Sehr gerne! Ich bin Manu Thiele und komme eigentlich aus den klassischen Medien, insbesondere aus dem Radio. Dort absolvierte ich ein Volontariat in der Sportredaktion einer Radio-Agentur, die für die Lokalradios in Bayern zuständig war. Egal ob Fußball, Biathlon, Skispringen, Formel 1 oder andere Sportarten, ich berichtete dort über die aktuellsten News. Ich war u.a. Reporter bei Pressekonferenzen des FC Bayern und es war total faszinierend, Pep Guardiola so hautnah mitzuerleben. Zu der Zeit lernte ich auch mein Handwerk für YouTube. Es gibt den Kanal „Manu Thiele“ seit 2015 und mittlerweile wurde aus einem Hobby mein Beruf.
Das Tolle ist, dass man dort viel ausprobieren kann. „Broadcast Yourself“ war zu dieser Zeit das Motto und das nutzte ich. Meine ursprüngliche Idee war, mich vor der Kamera auszuprobieren: Wie wirke ich? Auf was muss ich achten? Radio ist das Eine, Fernsehen jedoch etwas völlig anderes. Ich wollte mich weiterentwickeln und verbessern, um möglicherweise irgendwann eine Chance bei einem TV-Sender zu bekommen. Fußball ist eine große Leidenschaft von mir, daher war es naheliegend, darüber zu reden. Zu der Zeit hat es noch kaum Fußball-Content auf YouTube gegeben, so hatte ich ein weißes Blatt Papier vor mir und konnte mich ausleben.
Der Unterschied zu „klassischen“ Medien ist, dass auf YouTube über die Jahre eine Community entstanden ist. Viele Ideen sind Vorschläge, die mir Zuschauer machen… dieses Miteinander ist einzigartig.
Schritt 1 ist natürlich die Recherche: Ich versuche, möglichst viele Infos über das Video-Thema zu sammeln, wie möglich: Dafür gibt es viele Quellen… Artikel, Podcasts, Dokus. Aber ich telefoniere auch viel mit Personen aus dem Fußball, um die Hintergründe zu verstehen.
Schritt 2 ist die Analyse: Mir persönlich ist wichtig, über das Spiel an sich zu sprechen und hierfür schaue ich mir sehr viel Fußball an. Hierfür habe ich ein Scouting-Tool, das mir Szenen vorfertigt oder auch die Möglichkeit gibt, ganze Spiele im Re-Live zu sehen.
Schritt 3 ist das Schreiben des Skripts. Alles, was ich über die Tage gesammelt habe, versuche ich zu ordnen und in einen fertigen Text zu gießen. Danach gehe ich ins Studio, zeichne das Video auf und schneide die einzelnen Takes. Ein fertiges Video zu produzieren dauert i.d.R. 3-4 Arbeitstage.
Bei der Suche bin ich ein Perfektionist, ich achte auf viele Kleinigkeiten. Zum Einen gibt es Einblendungen im SplitScreen, die in den Videos zu sehen sind. Hierfür nutze ich Porträt-Fotos von Spielern und Funktionären. Mir ist wichtig, dass sie alleine auf dem Bild zu sehen sind und direkt ersichtlich ist, um wen es sich handelt. Zum Anderen nutze ich viele Bilder im Vollbild. Hier geht es um Action-Fotos in hoher Auflösung, die einzelne Szenen beschreiben und in denen das gezeigt wird, was ich versuche verbal zu erklären. Es soll - wenn möglich - keine Text/Bild-Schere geben.
Auf IMAGO gibt es quasi unendlich viele Fußball-Fotos. Ein großer Aspekt ist die Aktualität: Während der Europameisterschaft habe ich in der Nacht eine Spiel-Analyse zu den Deutschland-Spielen produziert und hierfür hatte ich schon alle nötigen Bilder. Das war große Klasse. Dazu kommt eine weitere Sache: In meiner täglichen Arbeit ist es wichtig, innerhalb von kurzer Zeit das passende Foto zu finden. Je länger ich auf der Suche bin, desto länger dauert der Schnitt des Videos: Effizienz ist wirklich ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit. Die Suchmaschine hilft mir, auch alte bzw. historische Fotos schnell zu finden.
Bei der Produktion verwende ich vor allem zwei Programme: Adobe Premiere und After Effects. Die SplitScreen-Fotos werden in einem Template so zugeschnitten, dass sie perfekt in die Grafik passen. Die Vollbilder haben jeweils einen Rahmen, damit sie animiert werden und die Quellen korrekt angegeben werden können. Mir persönlich ist wichtig, die Bilder nicht nur „nackt“ zu zeigen, sondern sie mit Effekten zu versehen.
Grundsätzlich sollte jeder den Content so erstellen, wie er oder sie es selbst konsumieren würde. Ich persönlich achte sehr darauf, mit Bildern neue „Reize“ zu setzen. Es gibt eigentlich zu jeder Zeit eine Grafik oder Fotos, die eingeblendet werden. Das soll dabei helfen, dass für jeden Zuschauer klar ersichtlich ist, um was es geht: Über welchen Spieler rede ich? Was ist das Thema? Das sorgt auch dafür, dass die Zuschauer länger dran bleiben. Mein Tipp ist deshalb: Nutzt lieber zu viele als zu wenige Fotos! Achtet dazu darauf, dass es Fotos sind, in denen Emotionen zu erkennen sind. Ist der Fußballer sauer oder freut er sich? Es gibt so viele Schnappschüsse, die tief blicken lassen und die zu finden, erhöht die Qualität des fertigen Videos.
Bildauswahl von Robin Metz