In XABI Campéon verbindet Tim Stegmann diese Erfahrungen und spanische Einflüsse mit einer fesselnden taktischen Analyse von Bayer 04 Leverkusens Meisterteam und dem herausragenden Führungsstil von Alonso.
In der Fußballbranche gibt es selten DEN EINEN, vorgezeichneten Weg. Oft passieren Dinge einfach. Natürlich muss man auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort, Menschen um sich herum haben, die einem eine Chance geben - und idealerweise vorbereitet auf alles sein, was sich dann ergibt. Ich hatte das große Glück bereits beim VfL Wolfsburg im Anschluss an mein Praktikum im Nachwuchsleistungszentrum eine Position als U19-Co-Trainer und Teammanager zu erhalten - dies war nicht selbstverständlich, aber sicher auch Ausdruck dafür, dass ich meine Praktikumszeit gut nutzen konnte. Nach sechs Jahren in verschiedenen Positionen beim VfL Wolfsburg im Nachwuchs hat es mich sehr gereizt als Co-Trainer in den Profibereich zu gehen. Das war zunächst in gewisser Weise eine andere Welt - und gleichzeitig bleibt es Fußball - nur eben sehr zentriert auf eine Mannschaft, deren Glück oft nur vom Gewinnen am Wochenende abhängt.
Die Masterabschlüsse haben sich dann aus unterschiedlichen Konstellationen ergeben: Da die Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb Deutschlands im Fußball begrenzt sind, insbesondere dann, wenn der Zugang zur nächsten Lizenzstufe limitiert wird, habe ich mich während der Corona-Pandemie entschlossen, den Master in Tactical Periodisation by Vitor Frade zu absolvieren, der 2020 das erste Mal auf Englisch angeboten wurde und überwiegend online stattfand. Ich hatte schon viel von dem Konzept gehört - es aber nie komplett verstanden. Nach knapp einem Jahr Studium und einer magischen Woche in Porto hat sich das dann aber verändert…
Bereits seit meiner Zeit in Wolfsburg habe ich eine Vorliebe für den spanischen Fußball bzw. das Spiel der spanischen Nationalmannschaften entwickelt und wollte unbedingt mehr über die Zusammenhänge lernen. Nach meinem Wechsel zum Hamburger Fußball-Verband habe ich den damals neuen U-Nationaltrainer Marc Meister kennengelernt, der ebenfalls in Madrid einen Master absolviert hatte. Durch ihn habe ich mehr über die Möglichkeiten erfahren, in Spanien “Fußball” zu studieren. Die Pandemie-Zeit habe ich dann auch dafür genutzt, meine Spanisch-Kenntnisse auf ein stabiles B2-Level zu bringen, um überhaupt die Voraussetzungen zu erfüllen, in Barcelona und Madrid auf Spanisch studieren zu können.
Und dann hatte ich natürlich das Glück, dass mein Arbeitgeber meine Weiterbildungsvorhaben in Spanien unterstützt und gefördert hat, wofür ich sehr dankbar bin.
IMAGO / privates Foto
4) 2023 hast du den Master en futbol proféssional beim FC Barcelona absolviert. Was sind zentrale Erkenntnisse, die du aus dieser Zeit mitgenommen hast?
Das ist eine sehr große Frage für einen Master, der zwei Jahre gedauert hat - insbesondere wenn man bedenkt, dass die Nachwuchsakademie von Barca selbst innerhalb Spaniens eine besondere Stellung hat. Der FC Barcelona ist eine komplett andere Welt, weshalb es auch einen Master gibt, der sich komplett mit der eigenen Perspektive auf das Fußballspiel (und im Prinzip auch auf das Leben) beschäftigt. Ein zentraler Aspekt ist sicherlich der Fokus auf Spielräume und auf die Ballposition und die sich damit dynamisch verändernden Bedingungsgefüge innerhalb des Fußballspiels. In dem Augenblick, in dem Spielpositionen aufgehoben werden, ändert sich natürlich die Gesamtbetrachtung des Fußballs fundamental. Auch der Fokus auf Fußball-Athletiktraining ist ein komplett anderer. Sehr viel findet integriert in Spielsituationen und fokussiert auf die Sportart “Fußball” statt.
IMAGO / BSR Agency | Foto von Xabi Alonso während eines Länderspiels zwischen Spanien und Frankreich.
IMAGO / Marca | Foto von Xabi Alonso bei einer Trainingseinheit von Real Sociedad 2. Mannschaft während seiner Lehre.
Ich schätze die Zusammenarbeit mit IMAGO und insbesondere mit meinem Ansprechpartner Damir Pasalic extrem. Für mich sind ästhetisch ansprechende Bilder ein Schlüssel für den Erfolgsfaktor eines Buches. Nicht ohne Grund gibt es den Satz: “Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.” Wenn das Produkt schön ist, setze ich mich lieber mit dem Inhalt des Ganzen auseinander. Ich finde, dass man darin bereits den Anspruch und die Hingabe zu einer Sache sieht.
IMAGO / privates Foto
Insgesamt hatte ich natürlich schon eine Idee, in welche Richtung es gehen sollte. Durch den gemeinsamen Austausch hat sich bei mir schnell ein konkreteres Gefühl dafür entwickelt, wie die Bildauswahl aussehen sollte.
Diese Momente gab es in der Form nicht, auch wenn man sich sicherlich vorstellen kann, dass es in dem Augenblick, in dem man ein solches Projekt komplett in Eigenregie realisieren möchte, immer wieder fordernde Momente gibt. In diesem Zusammenhang muss man unterscheiden: Die rein inhaltliche Recherche über die Hintergründe, die gesamten Spielanalysen, die fachlich-theoretischen Inhalte haben natürlich Zeit benötigt. Dann ist das aber wie im Studium: Sobald die Inhalte da sind, war ich schon immer ganz gut im “Runterschreiben”. Es gab aber durchaus auch heikle Momente, beispielsweise bei der Umsetzung der Spielgrafiken, der Einhaltung meiner selbst auferlegten, zeitlich anspruchsvollen Deadline, dem Buchsatz, der Korrektur...
Hier muss ich ehrlich sagen, dass ich ohne die Unterstützung von unzähligen Leuten, allen voran meinem Grafiker Lukas Ullrich, der ein wahrer Zauberer ist, das Buch auf keinen Fall hätte realisieren können. Das Buch umzusetzen kommt einer eigenen Meisterschaft gleich.
IMAGO / Beautiful Sports / Buriakov / Xabi Alonso auf einer Pressekonferenz.
8) Wie hast du den direkten Austausch mit unserem Team erlebt und inwiefern hat er deine Arbeit erleichtert oder bereichert?
Ich habe den Austausch als direkt, unkompliziert und zielorientiert erlebt. In einem so anspruchsvollen Prozess, wie der Umsetzung eines Buches im Eigenverlag, ist diese Arbeitsweise maximal erleichternd, service-orientiert und bereichernd. Dafür bin ich IMAGO sehr dankbar.
Interview und Bildauswahl von Julian Stücke